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Internationaler Tag der Pflegenden: Die Immanuel Albertinen Diakonie dankt ihren Pflegekräften
Die Pflege ist die größte Berufsgruppe der Immanuel Albertinen Diakonie. Zum Tag der Pflegenden am 12. Mai erzählen einige Pflegekräfte aus unterschiedlichen Standorten exemplarisch von ihrer Arbeit und ihren Wünschen. Am 12. Mai ist Internationaler Tag der Pflegenden. Er wird jedes Jahr am Geburtstag von Florence Nightingale, der Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege, gefeiert. Dieses Jahr, 200 Jahre nach Florence Nightingales Geburt, steht er unter dem Motto „Nursing the World to Health“ - die Welt gesund pflegen. Die Corona-Pandemie verdeutlicht, wie wichtig die Arbeit der Pflegekräfte ist, ob in den Krankenhäusern, in stationären Pflegeeinrichtungen, Hospizen oder in der ambulanten Pflege. Die Pflege ist die größte Berufsgruppe der Immanuel Albertinen Diakonie. Wir haben exemplarisch einige Pflegekräfte an unterschiedlichen Standorten befragt, wie sie in dieser besonderen Zeit ihre Arbeit erleben und was sie sich wünschen.
Anja Buchholz ist Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin, Painnurse und Algesiologische Fachassistenz sowie Palliative Care am Immanuel Klinikum Bernau. Ingo Musehold ist Pflegehelfer im Immanuel Seniorenzentrum Elstal. Michéle Perret ist Pflegekraft in der Abteilung für Neurologie und Schmerztherapie sowie Bobath-Therapeutin Immanuel Klinik Rüdersdorf, Angela Behrendt-Hülße ist Pflegehelferin am Immanuel Seniorenzentrum Kläre Weist in Petershagen, Heike Perbandt ist Gesundheits- und Pflegeassistentin in der Wohn-Pflegeeinrichtung des Albertinen Hauses – Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Maria Kling ist Pflegerische Leitung der Stationen 1D (Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie) und 1E (Allgemeine Innere Medizin) im Evangelischen Amalie Sieveking Krankenhaus in Hamburg und Jeanette Dethlof ist Altenpflegerin im Albertinen Ambulanten Pflegedienst in Hamburg.
1. Was hat sich für Sie in Ihrer Arbeit seit Covid-19 verändert?
Anja Buchholz: Ein großer Unterschied zu der Versorgung von Patienten außerhalb der Pandemiezeit ist das Fehlen der Angehörigen oder Zugehörigen der Patienten. Es ist ein nicht unerheblicher Faktor in der Behandlung von Patienten im Krankenhaus und besonders auf einer Intensivstation. Die Motivation und Unterstützung von Familie und Freunden ist sehr wertvoll und hat großen Einfluss auf die Psyche und zur Prävention von Angst und Delir.
Ingo Musehold: In den vergangenen Wochen durften keine Besucher mehr in die Pflegeeinrichtungen kommen. Das bedeutet, dass wir als Pflegekräfte noch wichtigere Bezugspersonen für die Bewohnerinnen und Bewohner geworden sind. Ich betrachte die Menschen, die ich versorge, wie meine Familie. Wir spielen, gehen raus, unterhalten uns. Jedes Lächeln, jeder Händedruck beim Versorgen zeigt mir, wie viel es ihnen bedeutet, dass ich für sie da bin. Die Masken machen die Kommunikation jetzt ein bisschen schwieriger, aber über die Stimme, die Augen und die Gestik erkennen mich auch schwer demenziell erkrankte Bewohner noch.
Michéle Perret: Ich arbeite durch die Umstrukturierungen im Haus jetzt im Vor-Isolationsbereich für Covid-19-Infizierte. So wie mir geht es vielen Kolleginnen und Kollegen, die nicht mehr in ihrer gewohnten Abteilung arbeiten. Aber so lernt man auch neue Menschen und Abläufe kennen und kann voneinander lernen.
Angela Behrendt-Hülße: Neu ist für mich, dass meine Mutter nach einem Krankenhausaufenthalt seit kurzem bei mir im Pflegeheim untergebracht ist. Ich bin sehr froh, dass die Leitung mir das angeboten hat und ich meine Mutter dadurch auf der Arbeit wiedersehen kann, das ging im Krankenhaus wegen des Besuchsverbots nicht.
Heike Perbandt: Die pflegebedürftigen Menschen in unserer Einrichtung gehören zur sogenannten Hochrisikogruppe. Damit nicht einer der Mitarbeitenden unsere Bewohnerinnen und Bewohner unwissentlich ansteckt, messen wir täglich vor dem Dienst unsere Temperatur. Auch Symptome werden abgefragt, zum Beispiel Anzeichen für eine Erkältung. Traurig ist, dass die Bewohnerinnen und Bewohner von ihren Angehörigen vorübergehend getrennt sind. Andererseits gehört unsere Einrichtung zu den ersten in Hamburg, die einen sogenannten Besucher-Stopp ausgesprochen haben. Dieses frühzeitige Handeln hat sich bewährt. Wir hoffen und beten dafür, dass das so bleibt. Mit der Kontaktsperre kommen unsere Bewohnerinnen und Bewohner besser zurecht, als erwartet. Für die Angehörigen ist es schwerer. Da müssen wir öfter trösten.
Maria Kling: Die Schwerpunkte in der Pflege haben sich sehr verschoben. Gespräche mit den Patienten gehören zu unserer Arbeit ganz wesentlich dazu, dabei geht es um Nähe und Vertrauen. Wegen des hohen Ansteckungsrisikos gilt nicht nur ein generelles Besuchsverbot, auch wir Pflegekräfte müssen den Kontakt zu Covid-19 Patienten sehr einschränken. Es ist wichtig, uns selbst zu schützen, nicht zuletzt, damit wir nicht zu Überträgern des Virus werden. Unser Anliegen ist, alle Patienten in dieser schwierigen Situation auch emotional nach besten Kräften zu begleiten.
Jeanette Detholf: Es ist für unsere Klienten sehr ungewohnt, dass meine Kolleginnen und ich nun mit einem Mund-Nasen-Schutz in ihre Wohnungen kommen. Die Kommunikation gestaltet sich durch die Maskierung schwieriger. Besonders unsere Klienten mit Hörgeräten haben Probleme, uns gut zu verstehen. Klienten mit leichten kognitiven Einschränkungen fragen fast bei jedem unserer Besuche, was es denn mit dieser Maskerade auf sich habe. Doch wir freuen uns sehr, wenn wir alle wohlauf antreffen und haben jede Menge Geduld.
2. Wie geht es Ihnen in der aktuellen Situation?
Anja Buchholz: Ich bin sehr stolz darauf, dass wir als Team der Intensivstation - Ärzte, Pflegende, Atmungstherapeuten und alle anderen - wirklich gut miteinander und auch füreinander arbeiten. Bisher haben wir alle Situationen gut zusammen meistern können.
Ingo Musehold: Ich halte mich auch privat streng an alle Hygieneregeln. Gleichzeitig mache ich mich nicht verrückt, denn das würde ich auf die Bewohner übertragen. Ich bleibe sachlich und ruhig, damit die Bewohnerinnen und Bewohner keine Panik haben.
Michéle Perret: Der Arbeitsaufwand ist durch das An- und Ablegen der Schutzkleidung viel höher und frisst viel Zeit. Dadurch sind alle angespannt und versuchen die Zeit an anderer Stelle wieder reinzuholen. Für mich ist es aber wichtig, dass die Patienten nichts davon mitbekommen, sondern genauso zugewandt und freundlich behandelt werden wie immer. Am meisten vermisse ich das Zusammensitzen mit den Kollegen, zum Beispiel an Geburtstagen – für ein paar Minuten ungezwungen ein bisschen zu quatschen und sich auch mal in den Armen zu liegen.
Angela Behrendt-Hülße: Es belastet mich mit, dass mein Vater und meine Kinder meine Mutter schon seit vielen Wochen nicht mehr gesehen haben. Es bedrückt mich auch, wenn Bewohner weinen, weil sie ihre Familien vermissen. Wir sind in unserer Arbeit auch Seelentröster.
Heike Perbandt: Selbstfürsorge spielt in der Pflege generell eine große Rolle. Doch die Bedeutung, die meine eigene Gesundheit für die Gesundheit unserer Bewohnerinnen und Bewohner, eigentlich für alle anderen Menschen in dieser Zeit hat, birgt eine große Verantwortung. Das mache ich mir immer wieder bewusst.
Maria Kling: Ich liebe meinen Beruf und ich denke, das kann ich auch für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagen. Was uns im Moment aber sehr fehlt, ist der notwendige Ausgleich nach unserem intensiven Dienst: sportliche Aktivitäten, Unternehmungen mit Freunden Hinzu kommt die Sorge um die eigenen Eltern und Großeltern. Und auch die Frage, ob die Kolleginnen und Kollegen mit Kindern angesichts geschlossener Kitas und Schulen die zusätzliche Belastung bewältigen, treibt uns alle um. Aber es ist ja nicht allein die Pflege, der zurzeit viel abverlangt wird, die gegenwärtige Situation betrifft so gut wie alle Menschen. Das verbindet uns.
Jeanette Detholf: Die Anspannung ist hoch. Ich habe weniger Ängste um mich selbst, als vielmehr davor, einen anderen Menschen anzustecken. Das belastet mich in dieser Zeit ganz besonders. Sämtliche Hygienemaßnahmen führe ich so akribisch durch, dass ich mich und unsere Klienten bestmöglich geschützt weiß.
3. Was wünschen Sie sich als Pflegekraft (von der Gesellschaft) für die Zeit nach der Corona-Pandemie?
Anja Buchholz: Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen den Stellenwert der Pflege erkennen und auch mehr junge Menschen einen Beruf in der Pflege erlernen möchten. Von Seiten der Politik würde ich mir dazu auch mehr Unterstützung wünschen. Nicht „Bettenabbau“ in den Krankenhäusern, sondern Ausbau und Förderung. Ich wünsche mir auch noch mehr Möglichkeiten der Spezialisierung und Weiterbildungen in der Pflege und Förderung von Fähigkeiten, nicht Zeitdruck und Abbau von Stellen.
Ingo Musehold: Ich wünsche mir, dass Politik und Gesellschaft anerkennen, dass wir den Menschen, die viel geleistet und die oft viel durchgemacht haben, eine gute Pflege schuldig sind, dass alte und pflegebedürftige Menschen würdevoll behandelt werden, dass wir uns täglich für sie hingeben und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Michéle Perret: Das Applaudieren für Pflegekräfte ist im Moment ja ganz nett, aber eigentlich machen wir doch nur unseren Job, den wir gern machen! Die Pflegekräfte, egal ob im Pflegeheim, im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege, haben auch vorher schon hart gearbeitet und werden es auch nach der Corona-Krise tun. Ein bisschen mehr Anerkennung für den Pflegejob wäre also ganz schön.
Angela Behrendt-Hülße: Ich möchte, dass alles wieder in den normalen Bahnen verläuft, die Ungewissheit ein Ende hat. Den Bewohnerinnen und Bewohnern wünsche ich, dass sie nach und nach wieder mehr Kontakt mit ihren Familien haben können.
Heike Perbandt: Die Pflege bekommt in diesen Tagen viel positive Aufmerksamkeit. Sie gebührt jedoch nicht allein der Pflege – ambulant und stationär, sondern allen Berufsgruppen, die jeden Tag für Patienten, für pflegebedürftige Menschen da sind, die Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser am Laufen halten. Wir alle freuen uns sehr über Anerkennung und Wertschätzung – jeden Tag!
Maria Kling: Kontaktbeschränkungen, Hygieneregeln, Maskenpflicht – all das hilft, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und das Gesundheitswesen nicht zu überfordern. Die Maßnahmen zeigen Erfolg, weil alle am selben Strang ziehen. Dafür sind wir dankbar. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass Verhaltensweisen, die dazu beitragen, dass mehr Menschen gesund bleiben, selbstverständlich und über die Corona-Zeit hinaus konsequent durchgeführt werden. Dazu gehört etwa eine gründliche Händehygiene.
Jeanette Detholf: Am meisten wünsche ich mir, dass die Fürsorglichkeit für die schwächeren Menschen in der Gesellschaft anhält.